Machbarkeitsstudie zum Seebad enthält strategische Mängel
Die FDP-Fraktion im Rat der Stadt Northeim übt scharfe Kritik an der Methodik
der vorgelegten Machbarkeitsstudie zum Hallenbad-Neubau. Obwohl die Studie
an vielen Stellen bestätigt, dass der Standort am Freizeitsee (Seebad) der am
besten entwicklungsfähige sei, versäumte sie es, die strategische Tragweite
dieser Feststellung zu analysieren und so eine echte Entscheidungsgrundlage
für den Rat zu schaffen.
Eckhard Ilsemann, Fraktionsvorsitzender der FDP Northeim, bringt es auf den
Punkt:
„Die Planer haben ihre Hausaufgaben nicht gemacht. Wir stehen vor der
wichtigsten Finanzfrage der kommenden Jahrzehnte: Wollen wir 40 Millionen
Euro in einen reinen Ersatzneubau investieren, der nichts Neues für
Northeim bringt, aber der in 30 Jahren wieder veraltet ist, oder investieren
wir diese 40 Millionen Euro jetzt in die Zukunft von Northeim?
Die FDP bemängelt, dass die Machbarkeitsstudie die strategische Perspektive
völlig außer Acht lässt und damit das Seebad-Konzept systematisch
benachteiligt.
Die Studie ignoriert die Chancen, die der Standort am See bietet, obwohl sie
das Entwicklungspotenzial ja klar benennt. Das Planungsgrundstück von ca.
19,2 Hektar biete „vielfältige Gestaltungsoptionen“ und ermögliche eine
„Kombinierte Nutzung von Schwimmbad und See, Außenbecken,
Außenfreianlagen, Großzügige Liegewiese, Gastronomie am See.“ Dieses
Potenzial wird jedoch im Vergleich der Standorte überhaupt nicht
berücksichtigt.
1. Strategische Bedeutung wird ignoriert (Tourismus und
Alleinstellungsmerkmal)
Die Studie hat sich nicht mit der strategischen Bedeutung des Seestandortes
für den Tourismus auseinandergesetzt. Das Seebad ist kein Hallenbad von
vielen, sondern ein Alleinstellungsmerkmal in Südniedersachsen. Es bietet die
einmalige Möglichkeit, einen touristischen „Magneten“ zu schaffen, der die
lokale Wirtschaft nachhaltig stärkt.
2. Klimaneutralität und Langfrist-Kosten werden ausgeblendet
Es wurde versäumt, die Klimaneutralität des Seebades zu untersuchen. Nur der
Standort am See ermöglicht ein zukunftsweisendes Energiekonzept, etwa durch
die Nutzung von Seewasser-Wärmepumpen und Photovoltaik. Dies ist der
Schlüssel, um das Bad nahezu vollständig aus erneuerbaren Energien zu
versorgen. Am bisherigen Standort soll jedoch weiter mit klimaschädlichen Gas
geheizt wird. Es ist fraglich, wie die Stadt ihre selbst gesteckten Klimaziele so
überhaupt erreichen will.
Aber dies ist nicht nur eine Frage des Klimaschutzes, sondern auch der
Finanzen: Die Nutzung erneuerbarer Energien macht den Betrieb unabhängiger
von steigenden Gaspreisen. Somit wird das Seebad langfristig das
ökonomischere Bad sein, da es die Betriebskosten für die Stadt drastisch
senkt.
3. Finanzierung und Fördermittelpotenziale
Die Studie hat sich nicht mit der notwendigen Finanzierung des Projekts
auseinandergesetzt. Die anfänglich etwas höheren Erschließungskosten werden
ohne die Gegenrechnung von Fördermitteln aufgeführt. Gerade weil das
Seebad einen touristischen und nachhaltigen Mehrwert bietet, sind höhere
Fördermittel aus entsprechenden Töpfen zu erwarten. Diese Förderpotenziale
müssen dringend beziffert und gesichert werden.
Die FDP sieht im Seebad Northeim die einmalige Chance, einen Mehrwert für
die Stadt zu schaffen.
„Wir dürfen uns nicht von kurzsichtigen, aber lösbaren Bedenken oder einer
unvollständigen Studie abhalten lassen. Stattdessen müssen wir die Vorteile
des Seebades endlich klar benennen. Wir fordern den Rat auf, die 40 Millionen
Euro in ein zukunftsfähiges Leuchtturmprojekt zu investieren, das Northeim
über Jahrzehnte hinweg attraktiver macht, anstatt das Geld für einen teuren,
aber visionslosen Ersatzbau auszugeben. Das Seebad Northeim ist die
Investition in die nächste Generation.“ so Ilsemann abschließend.